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Pachelbel, unter den erstern aber Reinken, Buxtehude, 
 Bruhns, und einige andere, setzeten fast am ersten die schmackhaftesten 
 Instrumentalstücke ihrer Zeit, für ihre Instrumente. Absonderlich wur-
 de die Kunst die Orgel zu spielen, welche man großen Theils von 
 den Niederländern empfangen hatte, um diese Zeit schon, von den oben-
 genannten und einigen andern geschikten Männern, sehr weit getrieben. 
 Endlich hat sie der bewundernswürdige Johann Sebastian Bach, 
 in den neuern Zeiten, zu ihrer größten Vollkommenheit gebracht. Nur 
 ist zu wünschen, daß dieselbe, nach seinem Absterben, wegen der gerin-
 gen Anzahl derer, die noch einigen Fleiß darauf wenden, sich nicht wie-
 der dem Abfalle, oder gar dem Untergange nähern möge.
Man kann zwar nicht läugnen, daß es in gegenwärtigen Zeiten unter den Deutschen 
 viele gute Clavierspieler gebe: die guten Organisten aber sind anitzo in Deutsch-
 land viel rarer, als vor diesem. Es ist wahr, daß man noch hier und da einen und den 
 andern brafen und geschikten Orgelspieler findet. Allein es ist auch eben so gewiß, daß 
 man öfters, so gar in manchen Hauptkirchen großer Städte, die Orgeln von solchen, 
 durch ordentliche Vocation dazu berechtigten Stümpern mishandeln höret, welche 
 kaum werth wären, Sackpfeifer in einer Dorfschenke zu seyn. Es fehlet so weit, daß 
 dergleichen unwürdige Organisten etwas von der Composition verstehen sollten; daß 
 sie vielmehr nicht einmal einen wohlklingenden und richtigen Baß zu der Melodie eines 
 Chorals ausfinden können; geschweige daß sie dazu zum wenigsten noch zwo richtige 
 Mittelstimmen zu treffen fähig wären. Ja nicht einmal die simple Melodie eines 
 Choralgesanges kennen sie. Oefters sind die blökenden Currentjungen ihre Vor-
 sänger und Muster, nach deren Fehlern sie die Melodieen, wohl alle Monate, im-
 mer wieder aufs Neue verhunzen. Unter Orgel und Clavicymbal machen sie 
 keinen Unterschied. Das der Orgel eigene Tractament ist ihnen so unbekannt, 
 als die Kunst ein geschiktes Vorspiel vor einem Gesange zu machen: ungeachtet 
 es nicht an gestochenen und geschriebenen Mustern fehlet, woraus sie beydes, 
 wenn sie wollten, erlernen könnten. Sie ziehen lieber ihre eigenen, aus dem 
 Stegreife erschnappeten Gedanken, den besten, mit Vernunft und Ueberlegung 
 ausgearbeiteten Orgelstücken berühmter Männer, vor. Mit ihren ungeschikten 
 bockpfeiferhaften Coloraturen, welche sie zwischen jedem Einschnitte eines Cho-
 rals herleyern, machen sie die Gemeine irre, anstatt ihren Gesang in Ordnung 
 zu erhalten. Von der Art wie man das Pedal brauchen soll, hat mancher nicht 
 einmal reden hören. Der kleine Finger der linken Hand, und der linke Fuß, 
 stehen bey vielen in solcher Verbindung mit einander, daß niemals einer, ohne 
 des andern Vorwissen und Uebereinstimmung, einen Ton anzuschlagen sich ge-
 trauet. Ich will nicht einmal gedenken, wie sie öfters eine ohnedem schlecht ge-
 nug ausgeführte Kirchenmusik, durch ihr elendes Accompagnement, noch schlech-
 ter machen. Schade! wenn Deutschland den Vorzug des Besitzes guter Orgel-
 spieler nach und nach wieder verlieren sollte. Freylich geben die, an den mei-
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