Navigation bar Home To Editions To Books To Database To Textss To About

Quantz: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen

Previous page Table of Contents Next page

 

294

Das XVIII. Hauptstück. Wie ein Musikus

  mäß, an sich selbst aber nichts nütze seyn. Die Singmusik hat gewisse
Vortheile, deren die Instrumentalmusik entbehren muß. Bey jener ge-
reichen die Worte, und die Menschenstimme, den Componisten, sowohl
in Ansehung der Erfindung, als der Ausnahme, zum größten Vortheile.
Die Erfahrung giebt dieses handgreiflich; wenn man Arien, in Erman-
gelung der Menschenstimme, auf einem Instrumente spielen höret. Die
Instrumentalmusik soll ohne Worte, und ohne Menschenstimmen, eben
sowohl gewisse Leidenschaften ausdrücken, und die Zuhörer aus eine in
die andere versetzen, als die Vocalmusik. Soll aber dieses gehörig be-
werkstelliget werden, so dürfen, um den Mangel der Worte und der
Menschenstimme zu ersetzen, weder der Componist, noch der Ausführer
hölzerne Seelen haben.

29. §.

  Die vornehmsten Stücke der Instrumentalmusik, wobey die Sing-
stimmen nichts zu thun haben, sind: das Concert, die Ouvertüre,
die Sinfonie, das Quatuor, das Trio, und das Solo. Unter
diesen giebt es immer zweyerley Arten, des Concerts, des Trio und
des Solo. Man hat Concerti grossi, und Concerti da camera. Die
Trio sind entweder, wie man sagt, gearbeitet, oder galant. Eben so
verhält es sich mit den Solo.

30. §.

  Die Concerten haben ihren Ursprung von den Italiänern. Torel-
li
soll die ersten gemacht haben. Ein Concerto grosso besteht aus einer
Vermischung verschiedener concertirender Instrumente, allwo immer
zwey oder mehrere Instrumente, deren Anzahl sich zuweilen wohl auf
acht oder noch drüber erstrecket, mit einander concertiren. Bey einem
Kammerconcert hingegen befindet sich nur ein einziges concertirendes
Instrument.

31. §.

  Die Eigenschaften eines Concerto grosso erfodern, in einem jeden
Satze desselben: 1) ein prächtiges Ritornell zum Anfange, welches mehr
harmonisch als melodisch, mehr ernsthaft als scherzhaft, und mit Unison
vermischet sey; 2) eine geschikte Vermischung der Nachahmungen in den
concertirenden Stimmen; so daß das Ohr bald durch diese, bald durch
jene Instrumente, unvermuthet überraschet werde. 3) Diese Nachah-
mungen müssen aus kurzen und gefälligen Gedanken bestehen. 4) Das
Brillante muß mit dem Schmeichelnden immer abwechseln. 5) Die mit-
telsten

Web site and database © 2001–2020 Steglein Publishing, Inc.


Home Editions Books Database Online Texts About Cart

Steglein