Navigation bar Home To Editions To Books To Database To Textss To About

Quantz: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen

Previous page Table of Contents Next page

 

292

Das XVIII. Hauptstück. Wie ein Musikus

  (**) Unter andern findet man in einer gewissen Serenate: il trionfo[*] d'Imeneo
benennet, welche 1750. in Italien neu ist aufgeführet worden, so wie in den übri-
gen Werken ihres Verfassers, bewundernswürdige Beyspiele dieses Fehlers; und
zwar von der Feder eines Welschen, der entweder seiner eigenen Muttersprache
nicht mächtig zu seyn, oder zum wenigsten auf den Sinn der Wörter, und auf
dessen Ausdruck, gar selten Acht zu haben scheint.


[* (from list of Druckfehler) S. 292. l. 2. il trionfo, lies la Vittoria ]

25. §.

  Bey Beurtheilung der Arien ins besondere aber, wird sich dessen
ungeachtet doch noch Mancher betrügen können: weil die Meisten immer
nur nach ihrer eigenen Empfindung urtheilen, und allein diejenigen Arien
für die besten halten, welche ihnen vorzüglich gefallen. Die Einrichtung
einer Oper erfodert aber, daß um des Zusammenhanges des Ganzen wil-
len, nicht alle Arien von gleicher Beschaffenheit oder Stärke, sondern von
verschiedener Art und Natur seyn müssen. Die ersten von den recitirenden Per-
sonen müssen, nicht nur in Ansehung der Poesie, sondern auch der Musik, vor
den letztern einigen Vorzug behalten. Denn gleich wie ein Gemälde, welches
aus lauter gleichförmigen schönen Figuren besteht, das Auge nicht so ein-
nimmt und reizet, als wenn etliche Figuren von geringerer Schönheit
mit darunter vorkommen: so bekömmt auch oftmals eine Hauptarie nur
alsdenn erst ihren rechten Glanz, wenn sie zwischen zwo geringere einge-
flochten wird. Nachdem die Gemüthsbeschaffenheiten der Zuhörer un-
terschieden sind, nachdem wird auch ihr Geschmack an den Arien unter-
schieden seyn. Einem wird diese, einem andern jene Arie am besten ge-
fallen. Man darf sich also gar nicht wundern, wenn dem einem dasje-
nige gefällt, woran der andere gar nichts angenehmes findet; und wenn
folglich die Beurtheilung eines Stückes, und besonders einer Oper, so
verschieden und ungewiß ausschlägt.

26. §.

  Wenn man eine Singmusik, welche zu gewissen Absichten, entwe-
der für die Kirche, oder für das Theater verfertiget worden ist, und nun
in der Kammer aufgeführt wird, beurtheilen will; hat man großer Be-
hutsamkeit von nöthen. Die Umstände, welche damit an dem Orte ihrer
Bestimmung verknüpfet gewesen sind, die verschiedene Art des Vortra-
ges und der Ausführung, sowohl in Ansehung der Sänger, als der In-
strumentisten, ingleichen, ob man das ganze Werk in seinem vollkomme-
nen Zusammenhange, oder nur stückweise etwas davon höret, tragen so-
wohl zu einem guten, als zu einem schlechten Erfolge, sehr viel bey. Eine
Arie

Web site and database © 2001–2020 Steglein Publishing, Inc.


Home Editions Books Database Online Texts About Cart

Steglein