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 oder andere unnütze Dinge mehr als die Musik liebet, der hat sich keinen 
 besondern Fortgang zu versprechen. Viele, welche sich der Musik wid-
 men, versehen es in diesem Stücke. Sie verabscheuen die damit ver-
 knüpften Beschwerlichkeiten. Sie möchten wohl gerne geschikt werden: 
 den gehörigen Fleiß aber wollen sie nicht anwenden. Sie glauben die 
 Musik führe nichts als lauter Vergnügen mit sich; es sey nur ein Spiel-
 werk dieselbe zu erlernen; und brauche weder Kräfte des Leibes, noch der 
 Seele; es gehöre weder Wissenschaft noch Erfahrung dazu; und komme 
 nur blos auf die Lust und ein gutes Naturell an. Es ist wahr, Natur-
 ell und Lust sind die ersten Gründe, auf welche eine gründliche Wissen-
 schaft gebauet werden muß. Allein um dieses Gebäude völlig aufzuführ-
 en, wird eine gründliche Anweisung, und von Seiten des Lernenden 
 viel Fleiß und Nachdenken unumgänglich erfordert. Hat ein Lehr-
 begieriger das Glück, gleich anfangs einen guten Meister angetroffen 
 zu haben; so muß er ein vollkommenes Vertrauen zu ihm fassen. 
 Er muß nicht widerspenstig, sondern in allem folgsam seyn; daß 
 er das, was ihm sein Meister aufgiebt, nicht nur in währender 
 Lection mit allem Eifer und Begierde auszuüben und nachzumachen 
 suche: sondern er muß solches auch vor sich allein, mit vielem Fleiß 
 oftmals wiederholen; und sofern er etwas nicht recht begriffen, oder 
 vegessen haben sollte, muß er den Meister bey der folgenden Le-
 ction darum befragen. Ein Lehrbegieriger muß sich nicht vedsrießen lassen, 
 wenn er wegen einerley Sache öfter ermahnet wird; sondern er muß sol-
 che Erinnerungen für ein übles Merckmaal seiner Unachtsamkeit, und für 
 des Meisters Schuldigkeit; den Meister selber aber, der ihn so öfters ver-
 bessert, für den besten halten. Er muß deswegen auf seine Fehler wohl 
 Achtung geben: Denn wenn er solche zu erkennen anfängt, hat er schon 
 halb gewonnen. Erfodert es aber die Nothwendigkeit, daß der Meister 
 ihn über einerley Sache öfters verbessern muß; so kann er gewiß versichert 
 seyn, daß er es in der Musik nicht weit bringen wird: weil er darinne 
 unzählige Dinge zu erlernen hat, die ihm kein Meister zeigen wird, noch 
 zeigen kann; sondern die er gleichsam abstehlen muß. Dieser erlaubte 
 Diebstahl macht eigentlich die größten Meister. Dasjenige was ihm öf-
 ters verwiesen worden, muß er nicht eher verlassen, bis er es so spielen 
 kann, wie es der Meister verlanget. Er muß dem Meister nicht vorschrei-
 ben, was für Stücke er ihm aufgeben soll: Denn der Meister muß am 
 besten wissen, was dem Scholaren vortheilhaft seyn kann. Hat er, wie 
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