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Quantz: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen

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und eine Musik zu beurtheilen sey.

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  aber nachher ein Misbrauch daraus erwachsen; so daß man glaubet, eine
Arie ohne Passagien sey nicht schön, oder ein Sänger singe nicht gut,
oder tauge gar nichts, wenn er nicht auch gleich, wie ein Instrumentist,
viel schwere Passagien zu machen wisse: ohne zu bedenken, ob der Text
Passagien erlaube, oder nicht. Es ist absonderlich nichts ungereimter,
als wenn in einer sogenannten Actionarie, worinn ein hoher Grad des
Affects, er mag klagend oder wütend seyn, liegt, und die mehr sprechend,
als singend seyn sollte, viele Passagien vorkommen. Diese unterbrechen
und vernichten an diesem Orte den ganzen Ausdruck der Sache: zu ge-
schweigen, daß dergleichen Arien bey vielen Sängern unbrauchbar werden.
Sänger, welche die Fähigkeit haben, Passagien, mit völliger Stärke und
ohne Fehler der Stimme, rund und deutlich heraus zu bringen, sind rar:
da hingegen viele Sänger, ohne diese Geschiklichkeit und Naturgabe zu besi-
tzen, dennoch gut seyn können. Ehe man zu einer Leichtigkeit in den Passa-
gien gelanget, muß ein großer Fleiß und besondere Uebung vorher gehen.
Diejenigen Sänger aber, welchen, ungeachtet alles angewendeten Fleißes,
die Natur noch diese Leichtigkeit versaget, dürften nur, anstatt daß sie
sich, um die Mode mit zu machen, mit Passagien martern, ihre Zeit
auf etwas bessers wenden, nämlich schmackhaft und ausdrückend zu sin-
gen; welches sonst öfters dabey versäumet wird. Aus der übertriebenen
Lust Passagien zu singen, entsteht auch öfters noch das Uebel, daß um
einiger Sänger willen, denen zuwider zu seyn die Klugheit nicht allemal
erlaubet, dem Componisten, und dem Dichter, die Freyheit ordentlich
zu denken benommen wird. Doch es scheint, daß itzo, der an den mei-
sten Orten in Welschland eingerissene Mangel fertiger Sänger, den Pas-
sagien öfters fast gar zu enge Gränzen sezten werde.

70. §.

  Der Ursachen, warum nicht alle Opern in Italien vernünftig und
gut ausgeführet werden, kann es noch viel mehrere geben. Taugt vol-
lends die ganze Erfindung und Ausführung der Oper, von Seiten des
Poeten, nicht viel; denn nicht einmal alle Materien sind der Musik be-
quem: so kann es auch dem besten Componisten fehl schlagen; weil er
selbst durch die Poesie nicht angefeuert wird. Wendete er auch alle seine
Kräfte an, um etwas Gutes hervor zu bringen; so kann dessen ungeach-
tet seine Composition doch nicht den erwarteten Beyfall erhalten: weil die
Meisten, bisweilen aus Irrthum, den guten oder schlechten Erfolg einer
Oper nicht dem Poeten, sondern dem Componisten allein zuschreiben:
ob

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