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Quantz: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen

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und eine Musik zu beurtheilen sey.

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  hierdurch wird oftmals die Schönheit der Melodie verdunkelt und ver-
nichtet. Er muß vielmehr ein Adagio rührend, ausdrückend, schmei-
chelnd, anmuthig, an einander hangend, unterhalten, mit Licht und
Schatten, so wohl durch das Piano und Forte, als durch einen, den Worten
und der Melodie gemäßen, vernünftigen Zusatz der Manieren, singen.
Das Allegro muß er lebhaft, brillant, und mit Leichtigkeit ausführen.
Die Passagien muß er rund heraus bringen, solche auch weder gar zu
hart stoßen, noch auf eine lahme und faule Art schleifen. Von der
Tiefe bis in die Höhe muß er seine Stimme zu mäßigen, und dabey
zwischen Theater und Kammer, auch zwischen einem starken und schwa-
chen Acompagnement, einen Unterschied zu machen wissen: damit sich
das Singen in den hohen Tönen nicht in ein Schreyen verwandele. Im
Zeitmaaße muß er sicher seyn, und nicht bisweilen eilen, bisweilen und
absonderlich in den Passagien, zögern. Den Athem muß er zu rechter
Zeit, und geschwind nehmen. Sollte ihm auch derselbe etwas sauer zu neh-
men werden; so muß er solches doch, so viel möglich, zu verbergen su-
chen; durchaus aber nicht sich dadurch aus dem Tacte bringen lassen.
Endlich muß er das, was er von Auszierungen zusetzet, aus sich selbst,
und nicht, wie die Meisten, als ein Papagey, durch das Gehör von an-
dern zu erlernen suchen. Ein Sopranist und Tenorist können sich weit-
läuftiger in die Auszierungen einlassen, als ein Altist und Bassist. Die
beyden letztern kleidet eine edle Einfalt, das Tragen der Stimme, und
der Gebrauch der Bruststimme viel besser, als die äußerste Höhe, und
der überflüssige Zusatz von Manieren. Echte Sänger haben dieses zu allen
Zeiten als eine Regel angesehen, und ausgeübet.

12. §.

  Finden sich nun alle diese hier angeführten möglichen guten Eigen-
schaften bey einem Sänger beysammen: so kann man dreist sagen, daß
er nicht allein sehr gut singe, und den Namen eines Virtuosen mit Rech-
te verdiene; sondern auch, daß er bey nahe ein Wunder der Natur sey.
Es sollte und könnte zwar ein jeder, der den Nahmen eines ausnehmen-
den Sängers mit Rechte führen will, auf die oben beschriebene Weise
beschaffen seyn: allein so selten man einen mit allen Tugenden zugleich
ausgezierten Menschen findet; eben so selten findet man einen mit allen
diesen Vorzügen zusammen prangenden Sänger. Man kann deswegen
bey diesen, nicht so, wie bey den Instrumentisten, mit der Beurtheilung
nach der Strenge verfahren: sondern man muß sich vielmehr begnügen,
wenn

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