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Quantz: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen

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Einleitung.

 

13. §.

  Bey dem Bemühen weiter zu kommen, muß sich aber nicht etwan
eine Ungedult einschleichen; daß man Lust bekäme da anzufangen, wo
andere aufhören. Einige begehen diesen Fehler. Sie erwählen entwe-
der solche schwere Stücke zu ihrer Uebung, denen sie noch nicht gewachsen
sind, und wodurch sie sich gewöhnen, die Noten zu überruscheln, und un-
deutlich vorzutragen: oder sie wollen vor der Zeit galant thun, und ver-
fallen auf allzuleichte Stücke, welche weiter keinen Vortheil geben, als
dem Gehöre zu schmeicheln: Diejenigen Stücke hingegen, die den musi-
kalischen Verstand schärfen, die Einsicht in die Harmonie befördern, den
Bogenstrich, Zungenstoß, Ansatz, und Finger geschikt machen; die zum
Notenlesen, Eintheilung der Noten, und zur Erlernung des Zeitmaaßes
bequem sind; die aber nicht sogleich die Sinne so kützeln wie jene; solche
Stücke, sage ich, verabsäumen sie, und halten sie wohl gar für einen
Zeitverlust: ungeachtet man ohne solche Stücke, weder einen guten Vor-
trag, noch einen guten Geschmack in der Ausführung erlangen kann.

14. §.

  Eine große Hinderniß des Fleißes und weitern Nachdenkens ist es,
wenn man sich zu viel auf sein Talent verläßt. Die Erfahrung lehret,
daß man unter denjenigen, welche besonders gute Naturgaben besitzen,
mehr Unwißende antrifft, als unter denen, die ihrem mittelmäßigen Ta-
lente durch Fleiß und Nachdenken zu Hülfe gekommen sind. Manchen
gereichet das besonders gute Naturell mehr zum Schaden als zum Vor-
theile. Wer davon Beweis verlanget, der betrachte nur die meisten Com-
ponisten nach der Mode, itziger Zeit. Wie viele findet man unter ihnen:
die die Setzkunst nach den Regeln erlernet haben? Sind nicht die meisten
fast pure Naturalisten? Wenn es hoch kömmt, so verstehen sie etwan den
Generalbaß; und glauben es sey in einer so tiefsinnigen Wissenschaft, als
die Composition ist, nichts mehr zu wissen nöthig, als daß man nur so
viel Einsicht besitze, verbothene Quinten und Octaven zu vermeiden, und
etwan einen Trummelbaß, und zu demselben eine oder zwo magere Mittel-
stimmen dazu zu setzen: das übrige sey eine schädliche Pedanterey, die nur
am guten Geschmacke und am guten Gesange hindere. Wenn keine Wis-
senschaft nöthig, und das pure Naturell hinlänglich wäre; wie kömmt es
denn, daß die Stücke von erfahrnen Componisten mehr Eindruck machen,
allgemeiner werden, und sich länger im Credit erhalten, als die von selbst
gewachsenen Naturalisten; und daß eines jeden guten Componisten erstere
Ausar-

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