Navigation bar Home To Editions To Books To Database To Textss To About

Quantz: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen

Previous page Table of Contents Next page

 

314

Das XVIII. Hauptstück. Wie ein Musikus

  tige Einfälle und Ausdrücke an. Oefters aber verfallen sie auch dabey
in das Niederträchtige und Gemeine. Was die Begleitung der Instru-
mente betrifft, so unterscheidet sie sich nicht viel von der im vorigen §.
beschriebenen Instrumentalcomposition. Das Ritornell ist meistentheils
sehr schlecht, und scheint manchmal gar nicht zu dieser Arie zu gehören.
Das richtige Metrum fehlt auch sehr öfters. Es ist zu bedauern, daß
die meisten der itzigen italiänischen Operncomponisten, deren einigen man
das gute Naturell nicht absprechen kann, zu frühzeitig, ehe sie noch was
von den Regeln der Setzkunst verstehen, für das Theater zu schreiben an-
fangen; daß sie sich nachgehends nicht mehr, wie ihre Vorfahren thaten,
die Zeit nehmen, die Setzkunst aus dem Grunde zu studiren; daß sie da-
bey nachläßig sind, und mehrentheils zu geschwind arbeiten. Ich getrauete
mir eben nicht das Gegentheil zu erweisen, wenn jemand behaupten woll-
te, daß sie vielleicht noch schlechter seyn würden, wofern nicht ein und
der andere große Componist unter ihren nordischen Nachbarn, abson-
derlich ein berühmter Mann, dem sie den wahren guten und vernünftigen
Geschmack in der Singmusik fast abgetreten zu haben scheinen, ihnen
noch, durch seine häufig in Italien aufgeführten Singspiele, mit gu-
ten Exempeln vorgienge, und dadurch öfters Gelegenheit gäbe, sich
mit seinen Federn auszuschmücken. So viel ist gewiß, daß die An-
zahl der guten ingebohrnen welschen Componisten, vor mehr und we-
niger als zwanzig Jahren, durch das, nicht gar lange nach einander
erfolgte, frühzeitige Absterben dreyer jungen Componisten, welche einen
hervorragenden Geist spüren ließen, und große Hoffnung gaben, aber
alle drey nicht völlig zur Reife gekommen sind, einen starken Verlust er-
litten hat. Diese unterscheiden sich, in ihrer Art zu denken, merklich
von einander. Der eine hieß: Capelli. Dieser war zum Prächtigen,
Feurigen und Fremden aufgelegt. Der andere war: Pergolese. Die-
ser hatte zum Schmeichelnden, Zärtlichen und Angenehmen viel Natu-
rell; und bezeigte dabey viel guten Willen zur arbeitsamen Composition.
Der dritte hieß: Vinci. Er war lebhaft, reich an Erfindung, ange-
nehm, natürlich, und öfters sehr glücklich im Ausdrucke: weswegen er
auch in kurzer Zeit, durch nicht allzuviele Singspiele, in ganz Italien,
schon einen allgemeinen Beyfall erworben hatte. Nur schien ihm die Ge-
duld, und die Lust zur sorgfältigen Ausbesserung seiner Gedanken, etwas zu
fehlen.
64. §. Uebri-

Web site and database © 2001–2020 Steglein Publishing, Inc.


Home Editions Books Database Online Texts About Cart

Steglein